Wann ist ein expressives Aquarell fertig?
Ein Aquarell in der Endphase
Der enge Blickwinkel hindert mich daran, zu sehen was das Gemälde noch braucht oder ob das Bild eventuell schon fertig ist.
Einerseits möchte ich nicht aufhören, weil ich so stark im Malprozess eingebunden bin und das Bild unbedingt perfektionieren möchte. Andererseits weiß ich, dass der zeitliche Abstand zur Malerei wichtig ist, um wieder neu zu sehen was in der Komposition noch fehlt.
Wenn ich das Aquarell weggelegt habe, stellt sich oft schon am nächsten Tag eine neue Betrachtungsweise ein. Folglich sehe ich besser was noch wichtig sein könnte im meinem Bild.
Kritisches Betrachten eines Werkes
Ebenso hilfreich ist es wenn ich das Bild nicht nur in der zeitlichen sondern auch in der räumlichen Distanz betrachte. Ein paar Schritte zurückgehen um es kritisch anzusehen, da werden Dinge sichtbar die ich in der Nähe nicht sehe.
Eine Checkliste kann dem Gefühl auch helfen, ob ein Bild fertig ist oder nicht.
Hierzu ein paar Fragen und Antworten.
- Jedes Bild braucht ein Interessenzentrum oder einen Bildschwerpunkt damit der Blick des Betrachters darauf gelenkt wird. Diesen Fokus in der Mitte eines Werkes zu setzen ist weniger reizvoll. Deshalb ist eine kritische Untersuchung ob dieser richtig positioniert ist wichtig. Oder braucht er vielleicht noch mehr Betonung damit er noch mehr Gewicht bekommt und sichtbarer wird? Das kann man schaffen durch stärkere Tonwertkontraste. Oder durch setzen der Komplementärfarbe in unmittelbarer Nähe des Zentrums um die Aufmerksamkeit dort zu steigern.
- Wirkt die Farbgebung eines Bildes eher kühl? Kann die Lebendigkeit durch das Einbinden eines wärmen Farbtons an einigen Stellen gesteigert werden. Oder umgekehrt.
- Für das menschliche Auge sind stark abgrenzende Ränder deutlicher zu erkennen als weiche und verschwommene. Folglich können mehr scharfe Ränder dort erscheinen wohin der Blick des Betrachters gerichtet werden soll. Weichere Kanten sind besser an unwichtigeren Bildteilen. Sind alle Ränder gleich stark betont kann ein Werk sehr steif wirken.
- Oder sind untergeordnete Flächen zu stark ausgearbeitet? Können Flächen zusammengefasst werden? Das Geheimnis spannender spontaner Bilder ist die Vereinfachung der Elemente.
- Gibt dem Werk eine zusätzliche Farbe als Akzent hier und dort mehr Spannung? Hier muss man einfach mutig sein und diese einfach ins Bild setzen.
Diese Liste kann noch beliebig erweitert werden.
Schließlich kann ich nach solcher Prüfung des Malergebnisses zu dem Schluss kommen, dass ein Bild ausgewogen und harmonisch ist. Oder auch nicht!
Mißlungene Aquarelle nicht wegwerfen
Besonders bei der spontanen Aquarellmalerei gibt es leider auch Misserfolge. Aber gerade hier kann man mit anderen Bildausschnitten ein Bild noch retten. Denn anders als bei einer Leinwand kann man ja von dem Aquarellpapier einfach was abschneiden. Daher ist es möglich ein Bild neu zu bewerten. Ich probiere mit einem halbierten Passepartout verschiedene Bildausschnitte in Szene zu setzen und oft ergibt sich dann noch ein tolles Motiv. Deswegen werfe ich misslungene Arbeiten niemals weg! Wenn du noch ältere Werke hast, mit denen du nicht zufrieden bist, probiere diese Herangehensweise gleich mal aus.
Viel Spaß dabei!
Deine
Angela
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2 Kommentare
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Hallo Angela,
finde es gut, dass du deine Vorgehens- bzw. Arbeitsweise mitgeteilt hast.
LG
Frank
Hallo Frank, freut mich sehr, dass dir mein Beitrag gefällt!
LG Angela